Dies ist ein (unvollständiger) Auszug aus dem gedruckten Buch .

Der Geschäftsführer möchte schnell eine kostengünstige Lösung. Die Anwender wünschen sich eine ergonomische Oberfläche und höchste Performance, egal was es kostet. Der Fachbereich fordert umfassende Funktionalität und ein Höchstmaß an Erweiterbarkeit. Dem Betreiber sind Preis und Ergonomie völlig egal, er verlangt standardkonformes Monitoring und ein robustes Betriebskonzept. Der Gesetzgeber fordert SOX Compliance und eine BSI-Zertifizierung. Die QS-Abteilung möchte dieses, Marketing und Vertrieb jenes. Fast noch schlimmer als Flöhe hüten…

Unterschiedliche Ziele

In der Realität verfolgen unterschiedliche Projektbeteiligte häufig sehr verschiedene und teilweise widersprüchliche Ziele. Im Endergebnis, dem laufenden System, müssen wir normalerweise viele Kompromisse eingehen, um allen maßgeblichen Stakeholdern gerecht zu werden. Also eine Prise Ergonomie, etwas Performance, ein klein wenig Änderbarkeit und ein bisschen Robustheit – aber nur so viel, wie das Budget hergibt.

Architekturen und Systeme entwerfen bedeutet somit, Kompromisse einzugehen. Dafür hilft ein Grundkurs in Diplomatie oder alternativ viel Übung beim Jonglieren mit vier oder mehr Bällen. Als besonders schwierig erweist sich die Notwendigkeit, persönliche Ziele von Architekten und Entwicklern hinter die Ziele der Stakeholder zu stellen.

Kompromisse finden

Wie jedoch kommen Softwarearchitekten zu ihren Kompromissen? Woher sollen sie wissen, wie viel Performance sie im Tausch gegen höhere Komplexität konstruieren und implementieren sollen? Die Antwort heißt Ziele genau kennen und erfordert eine systematische Anforderungsanalyse, insbesondere der Qualitätsanforderungen.

Diese tauchen in traditionellen Anforderungsbeschreibungen oftmals nur rudimentär auf. Wie im realen Leben gilt jedoch auch in der Softwarearchitektur: Ohne Ziel keine Orientierung.

Die Jongleuse kombiniert diese präventive Zielfindung mit einer gehörigen Portion Kommunikationsfähigkeit und Verhandlungsgeschick. Die helfen beim Finden von Kompromissen nämlich eher weiter als eine Überdosis Technik.

Multitasking

Zu den wichtigen Eigenschaften der Jongleuse als erfolgreiche Softwarearchitektin gehört ihre Fähigkeit, mehrere Dinge parallel zu erledigen. Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass Fokus, also starke Konzentration auf ein einzelnes Thema, für Menschen das produktivste Arbeitsmodell darstellt. Aber in der Softwarearchitektur müssen Sie oftmals (quasi-)parallel an unterschiedliche Aspekte oder Dimensionen Ihrer Systeme denken:

  • Statische Strukturen mit dynamischen abgleichen, während gleichzeitig noch übergreifende technische Konzepte entstehen
  • Während Sie über Performance sprechen, an die Konsequenzen für die Security denken
  • Beim Entwurf gleichzeitig an Kopplung, Modularisierung, Teamstruktur und Kosten (!) denken

Zeitmanagement

Diese Fülle paralleler Aufgaben bringt die Notwendigkeit eines zielorientierten Zeit- und Selbstmanagements mit sich – denn ungeplantes Ad- hoc-Vorgehen stürzt auch erfahrene Jongleusen schnell ins Chaos.

Verwandte Muster

  • Jonglierfähigkeiten sind insbesondere beim Multilinguisten gefragt, wenn verschiedene Stakeholder und deren Sprachen ins Spiel kommen.

  • Jongleusen haben (zum Glück) keine Zeit für Perfektionismus.

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